Pius Baier (17) greift nach den Sternen: „Ich bin abhängig von diesem Sport“
„Billard hat meine Persönlichkeit ein Stück weit verändert“
Der 17-Jährige lebt das Billard-Spielen voll aus. Seit zwei Jahren schon steht er an den verschiedensten Turnier-Tischen dieser Welt und macht sein Team der SG Johannesberg (SGJ) richtig, richtig stolz. „Pius hat enormes Potenzial“, sagte vor kurzem erst Arik Reiter aus dem Verein. Angefangen hat er mit gerade einmal zwölf Jahren – im heimischen Dorfgemeinschaftshaus entdeckte Pius seine ganz große Leidenschaft: „Beim Erntedankfest haben wir an einem kleinen Tisch gespielt. Das hat mir so sehr gefallen, dass ich immer häufiger dort gewesen bin. Irgendwann habe ich meinen Vater angefleht, mir einen eigenen Billardtisch zu kaufen.“ Und so fing alles an. „Ich bin durch den Sport viel ruhiger geworden. Billard hat meine Persönlichkeit ein Stück weit verändert“, so Pius.
Mittlerweile spielt er regelmäßig bei Turnieren und glänzt mit den einen oder anderen Top-Platzierungen, die sich definitiv sehen lassen können. „Es ist faszinierend, heimisch und motivierend“, so beschreibt der 17-Jährige den Billard-Sport in drei Worten. Sein großes Vorbild? Der Fuldaer Thorsten Hohmann. „Der Mann hat einfach alles geschafft“, betont Pius. Für die Zukunft möchte der Nachwuchsstar unbedingt ins Profitum einsteigen und vielleicht tritt er ja schon bald in die Fußstapfen seines Idols. Die Unterstützung seiner Familie, seiner Freunde und der SGJ hat er nämlich allemal. „Pius ist bescheiden und konzentriert. Er blüht im Billard-Spielen so sehr auf und das finde ich unfassbar schön“, ergänzt seine Schwester Miriam, die natürlich stolzer nicht sein kann. Neben Wettkämpfen in England, Luxemburg und Bosnien kämpfte der 17-Jährige vor kurzem auch in Saudi-Arabien um den begehrten Titel. Vom 22. bis zum 26. Juli flog er mit einem Team nach Jeddah, um sich bei knackigen 55 Grad gegen 15 weitere Teilnehmer aus der ganzen Welt durchzusetzen. „Ich habe sehr viel trainiert und stand eine Woche vorher jeden Tag um die sieben Stunden am Tisch“, erinnert sich Pius im Gespräch mit O|N zurück. Eine gute Voraussetzung, die sich während der „World Saudi Junior Championship“ auf jeden Fall ausgezahlt hat.
Pius siegt und siegt und siegt!
Doch gehen wir zurück zum Anfang: „Als wir am 21. Juli in Jeddah landeten, mussten wir leider feststellen, dass einige unserer Koffer nicht angekommen sind. Die wiederzubekommen, war ein enormer Aufwand und ich habe in der Nacht zum Wettkampf nur knapp fünf Stunden geschlafen“, so Pius. Ganz schlecht lief es für den 17-Jährigen aber definitiv nicht: „Mein erstes Spiel war top, ich hatte keine Probleme und war nahezu perfekt. Ich habe sogar 7:2 gewonnen. Beim zweiten Spiel hat leider die Müdigkeit eingesetzt und ich lag erstmal 1:5 hinten. Dann habe ich aber aufgeholt und noch 7:6 gewonnen.“ Am nächsten Tag musste er erst gegen Abend ran – konnte den Tag also für sich nutzen sowie schlafen, schlafen und schlafen. „Während des Spiels habe ich 4:1 vorne gelegen, bis plötzlich der Gegner angefangen hat, richtig aufzuholen. Es stand zwischenzeitlich 4:6 für ihn. Zum Glück konnte ich das Ruder noch einmal herumreißen und 7:6 gewinnen.“ Damit stand er im Halbfinale des Wettkampfs.
Und auch diese Partie hatte er am nächsten Tag schlussendlich mit 7:4 für sich entscheiden und die ganze weite Welt von seinem Talent überzeugt. „Der Druck war extrem hoch, doch aufgegeben habe ich nicht“, so Pius. Für das große Finale hatten sich die Verantwortlichen etwas ganz Besonderes überlegt und ließen die beiden Kontrahenten mit Feuerwerk entlang der Mitteltribüne einlaufen. „Das war unfassbar – und zum ersten Mal war ich wirklich super nervös.“ Während der Partie kämpfte er so gut er nur konnte – musste sich am Ende aber mit einem 5:9 geschlagen geben. „Mein Gegner Albert Januarta war viele Klassen besser als ich, trotzdem konnte ich ihm die Stange halten.“
„Ich bin stolz, so eine Entwicklung in den letzten Jahren hingelegt zu haben“
Zu Hause angekommen, wurde das Nachwuchstalent natürlich gebührend empfangen: „Ich habe im Nachgang viel positives Feedback bekommen. Es hat sich gut angefühlt, eine ganze Woche lang nur Lob zu erhalten“, lacht er im Sportgespräch. Weiter betont Pius: „Ich bin stolz auf mich, so eine Entwicklung in den letzten Jahren hingelegt zu haben. Ohne meine Eltern und Arik wäre das aber nicht möglich gewesen – ich bin ihnen so unglaublich dankbar.“
Abschließend wollten wir noch wissen, was er sich für die Zukunft alles so vorgenommen hat. „Ich will in den nächsten drei Jahren auf einer höheren Ebene spielen und Fuß fassen. Ich möchte die Schule durchziehen und nebenbei genug trainieren. Und vielleicht bekomme ich irgendwann die Chance, Profi zu werden.“ Einen Plan A hat der 17-Jährige also schonmal und vielleicht klappt der sogar! Wir drücken die Daumen. (Julia Schuchardt)+++