Wie geht man ein unangenehmes Auswärtsspiel an? Unangenehm deshalb, weil es von der Dauer die längste Fahrt, ein schwer einzuschätzender Gegner, ein zumeist vollbesetztes öffentliches Spiellokal und das Spielmaterial sehr anspruchsvoll ist. Im Hinterkopf kommt auch noch die ernüchternde Niederlage gegen Gelnhausen hinzu. Nun ja, die dritte Mannschaft ist schon ein spezieller, mitunter chaotischer „Haufen“. Und genauso ging sie das Projekt “Herborn” an.
Der Vorabend
Fast die komplette Mannschaft fuhr am Abend zuvor zu einem Hausturnier. Wohin? Klar, in die Höhle des Löwen nach Gelnhausen. Gespickt mit Spielern aus Bundes-, Regional- und sonstigen Ligen, hielt sich der Erfolg der Truppe im Rahmen. Wobei man es nicht unerwähnt lassen sollte, dass Andreas Wildner in der ersten Runde Dario de Prisco nach 0:3 noch 4:3 besiegte. Dario wer? Jener Dario, der noch 13 Tage zuvor im Ligaspiel brillierte und den Johannesbergern die Grenzen aufzeigte. Sweet Revenge!
Die Fahrt
Müde, aber voll mit Adrenalin und jeder Menge Blödsinn im Kopf traf sich die Truppe am Samstagmittag zur Abfahrt. Wildner kam jedoch schnell ins Grübeln, als er zwei Mitspieler beim Eintreffen beobachtete, wie sie im Auto eine synchrone Tanzchoreografie zelebrierten. Man konnte deutlich erkennen, wie er überlegte dort jetzt einzusteigen. Langweilige, ätzende Fahrt? Mitnichten. Schon kurz nach Abfahrt wurde eher zufällig ein uraltes „Die Ärzte“ Album aufgelegt und fortan von den älteren Semestern inbrünstig mitgesungen. Das Küken im Team, Pius Baier, hatte da einige Schwierigkeiten und stülpte sich seine „Air irgendwas“ ins Ohr. Fortan war er nur noch telefonisch zu erreichen. Apropos Telefon, ein nicht namentlich genannter Spieler kam auf die grandiose Idee noch während der Fahrt scherzhaft einen ehemaligen Spieler mit der Bitte anzurufen, mal eben nach Herborn zu kommen und auszuhelfen. Es gab noch einige diverse Späße, die jedoch aus Gründen des guten Geschmacks hier nicht erwähnt werden können.
Das Sportliche
Oh, gespielt musste ja auch noch werden. Bester Laune tauchten Wildner, Baier, Wiegand und Gonzales im „Golden Eye“ in Herborn auf. Die Herborner, ähnlich gestrickt wie die Johannesberger, hielten direkt dagegen. Zur Pause stand es Unentschieden, da lediglich Baier und Wildner mit bärenstarken Leistungen punkteten. Gonzales und Wiegand liefen ins offene Messer ihrer Gegner Stoll und Höhne. Beide zeigten sich so gar nicht gastfreundlich und spielten mit risikoreichen Aktionen ziemlich schmerzfrei. Zur Pause wurde dann in einer aufwendigen Zeremonie rituell der Billardgott beschworen. Und dieser zeigte sich gnädig. Alle Partien wurden gewonnen. Am beeindruckendsten agierte dabei „das Küken“ im 9-Ball. Gegen Stoll, welcher zuvor noch im 14/1 gnadenlose Stöße zelebrierte und Gonzalez zur Verzweiflung trieb, returnierte er die frühe Führung des Gegners mit 6 gewonnen Spielen am Stück. Dabei schoss er 3 Spiele aus, ohne den Gegner an den Tisch zu lassen. Baier agierte mit dieser Leistung zum (young) Man of the Match. Spielerkapitäntrainer Wiegand attestierte ihm anschließend die beste Saisonleistung. Auch Wildner spielte in seinem 10-Ball mit ähnlich breitem Kreuz und stutzte Höhne, welcher Wiegand zuvor im 9-Ball in den Wahnsinn trieb, zurecht. Dabei drehte er einen 1:3 Rückstand in kürzester Zeit in einen 5:3 Sieg. Die restlichen Punkte holten Gonzales in einem wahren Drama (5:4 im 8-Ball gegen Cabpulat), bei dem der Gegner zwei Match-8er verschoss und Wiegand, der im 14/1 doch recht humorlos seinem Gegner Zipp nur wenig Tischzeit gönnte und mit 75:25 deutlich gewann.
Dritte Halbzeit
Aufgekratzt und happy kam die Truppe irgendwann vor Mitternacht zurück und beschloss spontan eine Trainingssession im Vereinsheim abzuhalten. Mit dem Triple „B“ (Billard, Brause und Bizza) wurde fröhlich weiter geblödelt. Wie in jeder intakten Mannschaft wurde das „Küken“ dabei noch einige Male Hops genommen und der lustigste Spieltag sei, ähm, keine Ahnung beendet.
Chapeau, dritte Mannschaft! Bewahrt euch diese Einstellung für die kommenden Aufgaben.