O Captain! My Captain! Our fearful trip is done.
Mit dieser Withman-Lyrik könnte man das Spiel der Reserve der Johannesberger Reserve in Kahl am Main und dem damit verbundenen Trip ins Königreich Bayern umschreiben. Mit Gonzales und dem momentan in bestechender Form spielenden Wildner meldeten sich zwei Spieler im Vorfeld ab. Dazu ein kränkelnder Wiegand, der sich einen äußerst fiesen Männerschnupfen eingefangen hatte und halbtot zum Treffpunkt erschien. Im Angesicht des drohenden Punkteverlusts übernahm der Kapitän, Rainer Perlak, höchstpersönlich das Ruder und navigierte die Truppe in ruhigeres Fahrwasser.
Die 3. Mannschaft aus Kahl ist eine Wundertüte, in welcher man gerne mal ein paar Punkte liegen lässt. Auf Tabellenplatz vier logierend und damit direkter Verfolger der Johannesberger, lag jedoch schon ein ordentlicher Punkteabstand zwischen den Teams. Mit Otero haben sie einen Topspieler in ihren Reihen, wo jeder Meckerrentner im Fußball reflexartig schreien würde: „Der hat doch schon mal höher gespielt!“. Also kein guter Zeitpunkt, die Sache locker anzugehen.
Locker? Wohl kaum, denn „The Captain“ brachte den Laden direkt auf Vordermann. Mit seiner unnachahmlichen, unorthodoxen Art spurte Perlak die Mannschaftskollegen ein. Beispielsweise wollte Wiegand krankheitsbedingt etwas kürzertreten und wurde dennoch ins erste 14/1 gesetzt. Mutige Entscheidung, denn gegen Erbskorn entwickelte sich ein wahres, zweistündiges Drama. Keiner der Beiden konnte oder wollte so richtig ins Spiel kommen. Erbskorn suchte sein Heil in der Flucht nach vorne und spielte sehr aggressiv. Wiegand, sichtlich beeindruckt, rannte zunächst planlos hinterher. Gegen Ende drehte sich das Match und Wiegand entschied die Partie mit Willenskraft und ein bisschen Glück 75:69 zu seinen Gunsten. Danach musste er jedoch fix und fertig direkt unters Sauerstoffzelt.
In der Zwischenzeit waren die anderen Partien längst beendet. Zunächst holte „The Captain“ nach gefühlt 20 Minuten einen überlegenen 5:1 Sieg im 8-Ball gegen Plener. Als wäre er nie weg gewesen. Das Küken, Pius Baier, hatte es im 10-Ball mit Walter zu tun und zahlte ordentlich Lehrgeld. Trotz technischer und spielerischer Überlegenheit beging er mehrfach leichte Fehler. Walter beflügelte dies und er nutzet seine sich ihm bietende Chance konsequent und fügte Baier eine schmerzhafte 1:5 Niederlage zu. Blieb noch das 9-Ball zwischen Wessel und Otero. Wessel beeindruckten die Fähigkeiten seines Gegenüber herzlich wenig und so entstand ein offener Schlagabtausch zwischen den Beiden. Otero schien dann aber beim 5:4 Zwischenstand auf die Siegerstraße einzubiegen, bekam jedoch eine leichte Partie zum Sieg nicht aus. Wessel kämpfte sich heran und setzte mit dem 6:5 Sieg einen Bigpoint. 3:1 zur Pause! Nun galt es den Sack zu zumachen.
Cool ist es immer, wenn jeder nochmal seinen Gegner bekommt. Zeit für Revanchen! So kam es auch in Kahl. Erfreulich für die Johannesberger gelang es dem Küken im 9-Ball. Zunächst lief es wie zuvor, leichte Fehler Baier, Punkt für Walter. Doch dann legte Baier den Schalter um und fand endlich Antworten. Beeindruckend schnell drehte er das Spiel und profitierte nun von Fehlern seines Gegners. Das 6:3 ist nach Ansicht von Coach Wiegand eines seiner wichtigsten Siege in der Saison, da er es schaffte sich selbst aus einem tiefen mentalen Loch zu ziehen. „The Captain“ traf im 10-Ball nicht wie zuvor auf Plener, da er mit Tabatabai-Moghadam wechselte, gewann dennoch ähnlich souverän mit 5:1. Was für ein Comeback von Perlak, der in dieser Saison eher sporadisch zum Einsatz kam. Im 8-Ball trafen Wiegand und Erbskorn erneut aufeinander und es gab große Befürchtungen, dass es wieder zu einem zeitlich intensiven Showdown kommt. Erbskorn spielte da aber nicht mit. Nach den schnellen Siegen von Baier und Perlak sank seine Motivation auf ein überschaubares Level und Wiegand gewann recht unspektakulär mit 5:1. Im 14/1 zwischen Wessel und Otero spielte der Gastgeber seine technischen Qualitäten aus und gewann mit 75:33. Wessel blieb nur die Statistenrolle, was ihm angesichts des feststehenden Erfolgs der Mannschaft ziemlich egal gewesen sein dürfte.
Und so haben sie ihr „angstvolles“ Spiel also mit einem 6:2 Sieg erfolgreich hinter sich gebracht und den Ausflug eher genossen. Dies lag sicherlich auch an dem tollen Vereinsheim in Kahl und an den sympathischen Gegnern. Ein herrlich unaufgeregter Spieltag!
„The Captain“ wäre jedoch nicht „The Captain“, wenn er nicht schon auf der Rückfahrt bereits die kommenden Aufgaben angemahnt hätte. Am 18.03. gastiert mit den „Haien“ aus Ortenberg die nächste Wundertüte in Johannesberg. Um ihr Saisonziel, Vizemeister, zu untermauern, muss die Truppe Focus und Konzentration behalten. „The Captain“ hat zwar noch offengelassen ob er dabei ist, doch angefühlt hat es sich wie eine Drohung.😊